Wir sind ja alle schon ganz schön aufgeregt – in 1 Woche geht es auf nach Griechenland. Wir gehen im Ionischen Meer segeln und meine Neffe ist als Mini-Skipper dabei! Damit er sich ähnlich wohl fühlt an Bord wie die restliche – bereits eingeschworene Crew – habe ich ihm eine kleine Hängematte genäht. Hier meine kreativ-chaotische Bastel-Näh-Anleitung!
Als meine Schwester und ihr Mann davon sprachen, dass sie für den kleinen Menschen eine Hängematte besorgen wollen, habe ich angeboten, dass ich da mal was entwerfen könnte – und wenn es nichts wird, könnten sie ja immer noch im Internet bestellen. Dass ich gerne nähe, habe ich ja schon bei der Wickeltischauflage gezeigt. Und was soll ich sagen: die beiden mussten keine Hängematte im Internet nachkaufen, denn der kleine Mensch übt schon mal auf dem Balkon fürs Segeln in seiner eigenen, selbstgenähten Hängematte:
Stabilität, Sicherheit und Flexibilität – was mir wichtig war
Ich habe länger überlegt, wie ich dieses Projekt angehen könnte – und habe am Ende dann doch mehr oder weniger drauf los genäht, was dazu führte, dass ich die eine oder andere Naht wieder auftrennen musste. Folgendes war mir aber für die Hängematte wichtig:
- Stabilität: Auch wenn der kleine Mensch noch nicht sehr groß ist, so sollte die Hängematte doch gefahrlos mindestens ca. 15 kg Gewicht halten können. Daher habe ich mir besonders Gedanken über die Nähte gemacht.
- Sicherheit: Sie sollte so gestaltet werden, dass der kleine Mensch nicht einfach herausfallen, -rollen oder -purzeln kann und ihm dennoch ausreichend Raum geben, dass er sich wohl fühlt. Also waren höhere Seitenwände und ein halbwegs stabiler Aufhängungsrahmen wichtig.
- Flexibilität: Da wir die Voraussetzungen im Segelboot noch nicht kennen, sollte die Hängematte zudem möglichst viele Aufhängungsmöglichkeiten bieten. Außerdem sollte alles so genäht und zusammengefügt werden, dass man die Hängematte einfach auseinander nehmen und leicht im Rucksack verstauen kann.
Materialien & Kosten
Ich hatte noch einiges an Stoff auch in der passenden Größe zuhause und habe mich für einen festen Baumwollstoff entschieden. Es ist kein kindlicher Stoff, sondern ein Dreiecksmuster in 3 Farben. Den Stoff habe ich doppellagig verwendet, um ausreichend Stabilität zu garantieren. Da ich möglichst wenige Einzelteile bzw. Nähte wollte und dennoch eine gewisse Struktur für eine ausreichende Liegefläche erreichen wollte, habe ich am Kopf- und Fußende jeweils ein Stück in einem anderen, aber farblich passenden Stoffmuster eingenäht. Die Hängematte kommt also mit 3 rechteckigen Stoffteilen aus und ist super leicht nachzunähen. Außerdem habe ich noch ca. 1,5m Rohre bzw. Stangen und rund 10m Seile sowie 6 Karabiner verarbeitet.
Da ich für den Stoff keine Ausgaben hatte und einen Teil der Rohre geschenkt bekam, hielten sich die Kosten in Grenzen. Für das 2. Rohr, die Karabiner und die Seile habe ich insgesamt rund 20 Euro ausgegeben.
Liegefläche mit Dreiecksmuster
Gestartet habe ich mit dem großen Stoffteil im Dreiecksmuster, das die Liegefläche und die länglichen Seitenwände bildet. Ich habe an den langen Seiten des Stoffs jeweils die Seiten eingeschlagen und den Rand mit ca. 1 cm Abstand zu einem Saum vernäht, um ein Ausfranzen zu vermeiden. Dann habe ich die beiden kurzen Seiten auf links miteinander vernäht, so dass eine Art Schlauch entsteht.
Im zweiten Schritt musste ich einen Tunnel für die Stabaufhängung (siehe Bild) nähen. Dafür habe ich den Stoff an den kurzen Seiten (also an der Naht und auf der anderen Seite) mit jeweils ca. 2 cm abgenäht, so dass später ein Stab durchgeführt werden kann.
Kopf- und Fußteil
Kopf- und Fußteil der Hängematte bestehen aus einem Stoff mit anderem Muster und sind ebenfalls ganz einfach rechteckig genäht. Beide Seitenteile bestehen aus einem rechteckigen Stück Stoff. Hier habe ich ebenfalls an den langen Seiten einen ca. 1 cm breiten Saum gegen das Ausfranzen genäht und dann den Stoff auf links an den kurzen Seiten zusammengenäht. Dann den Stoff wieder auf rechts drehen und am kurzen Ende ohne Naht erneut eine Art Tunnelzug genäht.
Ich musste in diesem Fall den Tunnelzug später leider noch einmal auftrennen, da ich mich bezüglich der Rohrdichte total verschätzt hatte und mir am Ende ca. 1 cm im Tunneldurchmesser fehlte. Das war ärgerlich, da ich eine verstärkte Naht angefertigt hatte, aber mit etwas besserer Planung hätte sich das leicht vermeiden lassen. Kauft also am besten erst die Rohre oder Stäbe, die ihr einfügen wollt und näht dann drauf los!
In einem letzten Nähschritt habe ich dann die beiden Kopf- und Fußteile am unteren Ende mit der Liegefläche vernäht. Die Seiten habe ich – für die Flexibilität der Hängematte – nicht vernäht, was der ganzen Konstruktion etwas mehr Bewegung verleiht.
Rohre und Seile – eine Hängemattenkonstruktion
Damit aus dem Stoff nun auch eine veritable Hängematte wird, in der sich kleine Menschen wohl fühlen, habe ich jeweils Rohre in die Stofftunnel eingeführt. Von einem befreundeten Hobbyhandwerker habe ich eine ehemalige Gardinenstange (Durchmesser 1 cm) zugesägt und mit Aufhängungslöchern versehen bekommen. Diese habe ich für die Kopf- und Fußteile verwendet. Das Rohr schaut bei diesen beiden Tunnel jeweils mit den Aufhängungslöchern etwas aus dem Stofftunnel heraus.
Für die Längsseiten habe ich im Baumarkt günstige und vor allem sehr leichte, dünne Aluminiumrohre (Durchmesser ca. 0,8 cm) gekauft, die ich noch im Baumarkt auf die passende Länge zugesägt habe. Durch diese Aluminiumrohre habe ich dünne, weiße Seile geführt, welche dann auch durch die Aufhängungslöcher des Kopf- bzw. Fußseiten-Rohrs geführt und dort an einem Karabiner verknotet wurden.
Durch die kürzeren und dickeren Kopf- bzw. Fußseiten-Rohre habe ich ein dickeres blaues Seil gezogen, das nicht nur schön aussieht, sondern vor allem der Aufhängung dient. Verknotet sind die blauen Seile an 2 größeren Karabinern, die entweder zusammen zu einer Punktaufhängung geführt werden können, um die Hängematte beispielsweise an nur einem Haken an der Decke zu befestigen. Die Karabiner können aber auch an gegenüberliegenden Punkten befestigt werden, wie oben in dem Balkonbild. Theoretisch kann die Hängematte ohne die Karabiner über die kleineren Karabiner auch an vier verschiedenen Seiten aufgespannt werden.
Fazit
Mit etwas mehr Planung und koordinierter Materialbeschaffung hätte man das ganze Hängemattensegelprojekt viel entspannter und etwas professioneller durchführen können. Ich hatte aber trotz mittlerem Chaos viel Spaß und das Endresultat lässt sich meiner Meinung nach sehen. Der kleine Mensch hat schon ein paar Runden Probe-Liegen hinter sich und findet seine Hängematte wohl ganz gut. Dass sich die Hängematte bewegt, wenn er sich bewegt, ist wohl das beste daran.
Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, wie das ganze auf dem Segelboot aussehen wird. Dazu gibt es dann einen eigenen Post-Eintrag. Also: Stay tuned!